Bei empfindlicher Kopfhaut und dem „Red scalp“-Syndrom
Die Haarwäsche stellt die häufigste Form der Kopfhaut- und Haarbehandlung dar. Das Anforderungsprofil an ein Shampoo übertrifft die Funktion der blossen Reinigung. Es soll zusätzlich auf die Bedürfnisse verschiedener Haarqualitäten, das Alter und individuelle Waschgewohnheiten zugeschnitten sein, und nicht zuletzt Probleme der Kopfhaut positiv beeinflussen. Eine empfindliche Kopfhaut stellt wohl eines der häufigsten Probleme dar, wobei dieser verschiedene Ursachen zugrunde liegen: eine atopische Hautdisposition mit Neigung zu Sebostase, Irritation und Ekzem (Neurodermitis), Typ IV-Sensibilisierungen gegenüber bestimmten Shampoo-Inhaltsstoffen, wie Cocamidopropylbetain und Konservierungsstoffen, Hauttrockenheit im Alter (Alterssebostase), intensive chemische Haarbehandlungen, sowie spezifische dermatologische Kopfhauterkrankungen, wie seborrhoisches Ekzem, Psoriasis und ihre Therapie-bedingten Folgezustände, vornehmlich durch längere Anwendung Kortikosteroid-haltiger Externa. Beim Zustand der Therapie-refraktären (Kortikosteroide, Antiseborrhoica) Rötung der Kopfhaut mit Empfindung von Juckreiz und Brennen ohne weitere nosologische Zuordnungsmöglichkeit zu einer spezifisch dermatologischen Erkrankung, spricht man auch vom „Red Scalp“-Syndrom. Vielfach treten die unangenehmen Symptome der empfindlichen Kopfhaut, wie Juckreiz, Brennen und Spannungsgefühl, nach der Haarwäsche in Erscheinung und sind dann auf eine zumeist austrocknende und irritative Wirkung der in üblichen Shampoos enthaltenen Tensiden zurückzuführen, weniger häufig auf kontaktallergische Reaktionen auf bestimmte Inhaltsstoffe beim bereits Sensibilisierten. Die Wahl geeigneter Haarpflegeprodukte stellt einen wichtigen Aspekt im Behandlungsplan der empfindlichen bzw. kranken Kopfhaut dar.
Zwei Hamamelis Produkte (Hair Shampoo und Hair Tonic) sind speziell entwickelt worden zur Pflege und Behandlung der empfindlichen Kopfhaut. Das Shampoo setzt sich aus Hamamelis virginiana-Extrakt und einer milden Shampoo-Tensidgrundlage zusammen und ist frei von Cocamidopropylbetain und Parabenen. Das Hair Tonic setzt sich aus Hamamelis (virginiana), Brennessel (Urtica dioica), Rosmarin (Rosmarinus officinalis), Birke (Betula alba), Acker-Schachtelhalm (Equisetum arvense) zusammen.
Über einen Zeitraum von 6 Monaten (Zeitraum auf Anfrage) wurden zwei spezielle Hamamelis Hair Pflegeprodukte (Shampoo und Tonic) in meiner Sprechstunde an der Dermatologischen Klinik des Universitätsspitals Zürich Patienten abgegeben, die über subjektive Reizerscheinungen der Kopfhaut klagten, mit oder ohne objektivierbaren Veränderungen, wie Rötung, Schuppung, Papeln und Exkoriationen. Viele Patienten hatte im Vorfeld diverse Medizinalshampoos, vornehmlich gegen Seborrhoe und Schuppen, und Kortikosteroid-haltige Externa ohne Erfolg eingesetzt. Die Mehrzahl der Patienten berichteten bereits nach einem Anwendungszeitraum von vier Wochen über eine Besserung der subjektiven Reizerscheinungen und stuften im Anschluss an die Anwendung beide Spezialitäten als gut bis ausgezeichnet verträglich ein.
Die Beschwerdelinderung dürfte hauptsächlich auf das in beiden Präparaten enthaltene Hamamelis virginiana zurückgeführt werden, einer in der Behandlung von Wunden, Entzündungszuständen der Haut, Ekzemen und Juckreiz bewährten Heilpflanze aus der Kräutermedizin. Hauptwirkstoffe sind die in Hamamelis enthaltenen Flavonoide und Tannine, die eine natürliche Quelle von Antioxidatien und Radikalfänger darstellen. Die im Tonic enthaltenen weiteren pflanzlichen Inhaltsstoffen haben zusätzlich den Stoffwechsel und die Durchblutung fördernde (Rosmarin, Acker-Schachtelhalm), das Wachstum von Propionibakterien hemmende (Rosmarin), Anti-Schuppen (Rosmarin), das Bindegewebe stärkende (Acker-Schachtelhalm) und das Haarwachstum fördernde (Birke, Brennessel) Wirkungen.
Insgesamt war die Mehrzahl der Patienten mit den Produkten zufrieden, und auch für Patienten mit Psoriasis oder Neurodermitis stellten das Hamamelis Hair Shampoo und Tonic eine wertvolle Unterstützung der spezifischen dermatologischen Therapie dar. Die Anwendung beider Präparate in Kombination wirkte sich besondern bei Juckreiz, Brennen, Spannungsgefühl und dem „Red scalp“-Syndrom günstig aus. Die Anwendung der Non Stick Pads erwies sich dabei als besonders praktisch, insofern als es mit diesen möglich ist, das Tonic gezielt auf kritische Hautstellen aufzubringen.
Prof. Dr. med. Ralph M. Trüeb
Dermatologische Praxis und Haarcenter Professor Trüeb
Bahnhofplatz 1a
CH-8304 Wallisellen-Zürich